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Die Zeit kümmert sich um uns alle

"Die Zeit kümmert sich um uns alle"

 

Das war einer der Titel der vielen Blogeinträge auf SOULFUCK im Jahr 2019, die ich schrieb.

              Retrospektive.                                                                                 Unausweichlich.


Ich scrolle gerne hin und wieder die geposteten Instagram-Fotos der letzten Monate durch und stelle erneut fest, dass meine Gesichtszüge härter, oft leerer und auch älter wurden. 

Ich spiele auch hin und wieder gerne mit Klischees, ganz klar. Dennoch stimmt es auch, dass es eben nahezu nur ernste Fotos, düstere und melancholische eingefangene Momente und virtuelle Stimmungen gibt, die ich transportiere.

Auch, nein, besonders dieses Jahr hatte es bisher in sich und brachte mich nicht zu selten wieder und wieder an meine ganz persönlichen Grenzen von Versagen und auch von Resignation. Schmerzhaft waren die Erkenntnisse wo ich stehe und wer ich bin. Dennoch gab es auch Momente der Freude, wenngleich diese auch mager waren. Wer nur zurück blickt wird eines Tages den Weg vor sich nicht mehr erkennen, aber wer nie zurück blickt, der wird auch nicht mehr aus seinen Erfahrungen wachsen und lernen können.

 

So schwelge ich gerne in diesen Tagen in der Nostalgie des eigenen Lebens und muss akzeptieren, dass es Dinge im Leben gibt, die ab einem gewissen Punkt nicht mehr zu verändern sind. Da helfen auch alle Motivationscoach-Phrasen dieser Welt nicht denn es sind einfach realistische Dinge, für die man keinen Bachelor benötigt. Das "Menscheln" wie es mein Therapeut nannte, ist in meinen Augen ein immer schwierigeres Unterfangen. Sich zu schützen wird immer schwerer wenn man seine Werte aufrecht erhalten möchte und an sich  selbst glauben ist gerade dann eine Mammutaufgabe.  

 

So bleibe ich hoffentlich auch künftig der, der keine Hoffnung verliert wenn er wieder erneut vor einem Scherbenhaufen steht und mit Blick auf das Chaos vor lauter Fragen keine Antworten mehr findet. Dennoch scheine ich von einigen Menschen da draußen geschätzt zu werden und das ist schön. Ich weiß, ich kann und bin stellenweise ein harte Knochen aber ich behaupte von mir dennoch auch einer der fairsten und herzlichsten Menschen zu sein, die man um sich haben kann - in welcher Form auch immer. 

 

Auch ich habe in mir ein paar kleine Träume....naja....vielleicht sogar ein oder zwei richtig große, aber die kann mir keiner da draußen erfüllen, wahrscheinlich nicht mal ich mir selbst aber dafür sind es eben Träume. Traurig macht es schon, das ist wohl wahr und gerade in dieser Zeit der Besinnlichkeit, des EInkehrens, da tut es dann auch wirklich weh vor dem Spiegel zu stehen und sich selbst die Frage zu stellen "Was ist nur aus Dir geworden?" Fakt ist: Mein Leben war bisher kein Meet & Greet der Leichtigkeiten und ich habe mir das Meiste auch nicht ausgesucht aber wenn es sowas wie ein "Schicksal" gibt, dann sind es wohl Menschen wie wir, an denen irgendwie da draußen im Großen Ganzen fröhlich herumprobiert wird was man denn so mit einem Menschlein anstellen kann....wer weiß das schon...

Die Depressionen lagen nicht in meiner Wiege, sie wuchsen, und vielleicht hätte ich früher oder auch anders damit umgehen sollen aber sie haben mir mein Leben wie ich es einst kannte einfach geraubt. So viele Gesichter und Masken habe ich in scheinheiligen Parallelwelten erschaffen, dass man meinen könnte ich sei die Seelenvariante einer Netflix-Exklusiv-Serie. Statist und Hauptdarsteller in einem aber ohne Plan wer der Regisseur ist, dem ich diese ganze Scheiße zu verdanken habe. Eigentlich gehören die Folgen auf den Index......FSK ab...hmmm......ne das ist nicht mal jugendgefährdend....das ist schon Menschsein-gefährdend.

 

Und so endet dieser Tag und die gelb-warmen Lichter der Weihnachtsfiguren und das Flackern der Apfel-Zimt-Duftkerzen im Raum vereinen sich zu einer homogenen Masse aus Gefühlen der Traurigkeit und der Sehnsucht nach dem, was nicht greifbar scheint in dem sie mit den Klängen von "Hallelujah" die Gänsehaut trotz klirrender Kälte am Fenster stehend um mich legen als wollen sie mich in einem Bad voller spitzer Nadeln in die Nacht tragen.

 

Lasst uns summen und singen und den neuen Tag mit dem selben Lied beginnen, mit dem wir ihn heute verabschieden.

 

Bleibt tapfer und schenkt mir ein wenig Kraft, wie Ihr es so oft in den vergangenen Jahre getan habt wenn ich Euch meine Zeilen schenke.

 

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